Geschichte der Deutschen im heutigen Belarus

Auf dem Territorium des heutigen Belarus siedelten sich die ersten Deutschsprachigen (Missionare, Händler, Handwerker, Ritter) zu Beginn des 14. Jahrhunderts an. Damals war das heutige weißrussische Staatsgebiet ein Teil des Großfürstentums Litauen. In der Folge entstand in Polazk ein deutsches Handelshaus, in dem Händler aus verschiedenen deutschen Ländern lebten, und in Hrodna eine deutsche Sloboda, eine Vorstadt jenseits der Memel, in der Wohnhäuser und Werkstätten von ortsansässigen Deutschen errichtet wurden.

Im Jahr 1563 entstanden unweit von Brest die ersten kompakten ländlichen Siedlungen der Deutschen in Belarus: die Dörfer Neudorf bei Damatschawa und Neubrunn. In den weiteren Jahren stieg die Zahl der deutschen Landbevölkerung vor allem durch Zupachtung von Ländereien allmählich an. Ende des 19. Jahrhunderts begann in dem belarussischen Ort Polesje die Ansiedlung von deutschen Kolonisten aus Wolhynien (Nordwesten der heutigen Ukraine).

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs lebten in der Republik noch 8.500 Deutsche. Im Sommer 1941 wurde ein Teil von ihnen nach Kasachstan deportiert, während die verbliebenen 1943 nach Deutschland „repatriiert“ wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die deutsche Gemeinde in Belarus auch aus Deutschen zusammen, die aus anderen Regionen der UdSSR zugezogen waren.

Belarus heute

Im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion entstand in Belarus die landesweite Gesellschaft der Deutschen Wiedergeburt. In der Folge wurden deutsche Kulturzentren in den Städten Garten/Hrodna, Gomel/Homel, Lida und Witebsk/Wizebsk eingerichtet.

In Minsk, der weißrussischen Hauptstadt, wurde das Deutsche Haus gegründet. Derzeit setzt ein Zentrum der deutschen Kultur in der Stadt Bobruisk/Babrujsk diese Arbeit fort. Die deutsche Minderheit in Belarus zählt etwa 2.500 Angehörige.

In den Beziehungen zwischen Belarus und Deutschland bilden die evangelisch-lutherischen Kirchen in Belarus eine besondere Brücke. Mit deutscher Unterstützung, unter anderem von der Deutschen Botschaft und dem Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland, ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die einzige in Belarus verbliebene lutherische Kirche in Garten/Hrodna komplett zu sanieren. 2014 konnte dort sogar eine Orgel eingebaut werden.

Begegnungen - Der Minsk-Club

Als seine wichtigste Aufgabe stellt der Minsk-Club die Vermittlung und Durchführung von Begegnungen zwischen den Menschen der Städte Bonn und Minsk in den Vordergrund seiner Tätigkeit. Dieser Kontakt hat in den vergangenen Jahren über die verschiedensten Organisationen und auf vielfältige Weise stattgefunden. Der Minsk-Club ist Informationszentrum, Vernetzungsbörse und Dialogplattform für alle Fragen, Kontakte und Themen rund um die 1,8 Millionen-Metropole Weißrusslands.