Geschichte der Deutschen in der Republik Moldau

Vor etwa 200 Jahren ließen sich die ersten deutschen Kolonisten in Bessarabien nieder, nachdem dieses Gebiet durch Russland erobert und mit dem Frieden von Bukarest (28. Mai 1812) annektiert worden war.

Die größte Gruppe der Einwanderer kam entweder auf dem Landweg über Schlesien und Galizien oder mit „Ulmer Schachteln“ auf der Donau nach Bessarabien. Sie stammten vorwiegend aus Württemberg.

In den Jahren zwischen 1814 und 1842 wanderten rund 9.000 Deutsche nach Bessarabien ein. Die meisten deutschen Einwanderer ließen sich in sogenannten „Mutterkolonien“ und anderen Dörfern im Süden (im Bugeac) nieder. Auch im Norden und Südwesten Bessarabiens, auf dem heutigen Staatsgebiet der Republik Moldau, gründeten die Bessarabiendeutschen 25 Mutterkolonien. Zur Blütezeit der deutschen Besiedlung entstanden daraus 150 deutsche Gemeinden.

In 1914 wurde der öffentliche Gebrauch des Deutschen, auch im kirchlichen und schulischen Bereich, verboten. Das Ende des Ersten Weltkriegs führte zur Eingliederung Bessarabiens in das Königreich Großrumänien. Nach zwei Jahrzehnten forderte Stalin 1940 von Bukarest ultimativ die Abtretung der Provinz an die Sowjetunion. Ein geheimes Zusatzprotokoll zum „Hitler-Stalin-Pakt“ vom 23. August 1939 hatte Moskau diesbezüglich freie Hand gelassen. Damit verbunden war die fast geschlossene Umsiedlung der Bessarabiendeutschen im Herbst 1940 in die vom Deutschen Reich besetzten polnischen Westgebiete an der Warthe. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden der Norden und die Mitte Bessarabiens als „Republik Moldau“ Teil der UdSSR. Der Süden Bessarabiens wurde der Sowjetrepublik Ukraine zugeschlagen.

Republik Moldau heute

In der Republik Moldau leben nach Angaben des Auswärtigen Amtes 2.000 Deutsche.

Mit der Unabhängigkeit und weiteren politischen Veränderungen erhielt die deutsche Minderheit in der Republik Moldau das uneingeschränkte Recht, sich zu ihrer Nationalität, Sprache, Kultur und Identität zu bekennen. Sich ihrer deutschen Wurzeln bewusst, tragen die Angehörigen der deutschen Volksgruppe zur kulturellen Vielfalt des südosteuropäischen Landes bei.

Früh übt sich - Bildung für Kinder und Jugendliche

Die Vereine führen regelmäßig Theaterprojekte durch, in denen deutsche Theaterstücke, etwa Grimms Märchen, zur Aufführung kommen. Auch Literatur- und Musikabende, die deutschen Autoren oder Komponisten gewidmet sind, finden regelmäßig statt.

Derartige kulturelle Veranstaltungen bieten Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen die Gelegenheit, die deutsche Sprache, Literatur und Musik besser kennenzulernen.

Jeden Samstag können Kinder im Deutschen Haus Hoffnung verschiedenen Freizeitbeschäftigungen nachgehen, zum Beispiel Theater spielen, malen, tanzen, singen oder basteln.

Seit 2003 werden für die Kinder Sprachlager organisiert. Der 1995 gegründete deutsche Jugendklub organisiert ebenso Kultur- und Bildungsveranstaltungen.

Welche deutschsprachigen Medien schauen/hören Sie regelmäßig? Welche neuen Medien werden für die Gemeinschaft eingesetzt?

„Ich und meine Tochter, wir schauen oft ‚Deutsche Welle‘ an. Früher, in der Sowjetunion hörten wir Deutsche Welle im Radio. Es gab deutsche Kurse und meine Tochter hat ihnen geschrieben. Sie haben uns Lehrbücher und Kassetten geschickt, damit wir Deutsch lernen. (…) Ich bin 100 Jahre alt.“

Ala, geb. 1917, Kischinau/Chișinău, Republik Moldau

Beistand und Hoffnung - Vereinsgründungen

Seit 1990 wurden in der Republik Moldau mehrere deutsche Vereine gegründet: In der Hauptstadt Kischinau/Chișinău findet man den Verein Hoffnung, in Cahul den Deutschen Kulturverein Edelweiss, in Transnistrien den Verein Beistand sowie in Bender den Verein Quelle.

Der Verein Hoffnung wurde 1990 durch das Justizministerium registriert und hat etwa 500 Mitglieder; er gilt als die älteste Kulturorganisation des Landes. Im Vereinsnamen „Hoffnung“ drückt sich die Hoffnung der Vereinsgründer aus, dass jegliche Nationalität eines Tages ihre eigene Sprache sprechen kann, ohne dadurch benachteiligt zu werden.