Geschichte der Deutschen im heutigen Slowenien

In Slowenien erfolgte seit 1330 eine deutschsprachige Besiedelung in der Gottschee in der Untersteiermark und in anderen Teilen von Krain (Laibach, Oberkrain usw.). Die deutschsprachige Gemeinschaft stammte dabei vor allem aus den heutigen Gebieten Österreichs und Norditaliens (Südtirol).

Die deutschen Altsiedler in der heute slowenischen Region Oberkrain stammen aus dem Gebiet der österreichischen Bundesländer Salzburg und Tirol. Schon in der Vergangenheit lebten sie vor allem in den Städten und Märkten (Laibach, Cilli, Marburg, Pettau). Nur die Gottscheer, die im 13. Jahrhundert im Gottscheerland angesiedelt wurden, waren vor allem Bauern und konnten in ihren Dörfern ihre Sprache und Kultur bis heute erhalten.

Nach dem Zusammenbruch der Österreich-Ungarischen Monarchie 1918 entstand als einer der Nachfolgestaaten das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, ab 1929 Jugoslawien genannt. Obwohl Jugoslawien nach dem Ersten Weltkrieg die internationalen Verträge zum Schutz von nationalen Minderheiten unterzeichnet hatte, wurden die in Slowenien lebenden Deutschen diskriminiert. Deutschsprachige Schulen wurden geschlossen, Kulturvereine verboten und der politische Spielraum der Minderheiten, u.a. der Deutschen, stark eingeschränkt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten in Jugoslawien lebenden Deutschen vertrieben. Die im Land verbliebenen Deutschen wurden in Lagern interniert, zur Zwangsarbeit deportiert, ihre Sprache verboten und ihr Status als Minderheit nicht anerkannt.

Slowenien heute

Die deutsche Gemeinschaft in Slowenien zählt nach eigenen Angaben zwischen 3.000 und 5.000 Personen.

Aufgrund der diskriminierenden Behandlung nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere des Verbots der Verwendung der deutschen Sprache, wurde diese als Muttersprache nicht mehr an die nachfolgenden Generationen vermittelt. Heute können junge Angehörige der deutschsprachigen Gemeinschaft die deutsche Sprache nur noch von den Großeltern oder in der Schule als „Fremdsprache“ erlernen. Seit 1991 hat sich das Bekenntnis zur deutschsprachigen Gemeinschaft sichtlich erhöht. Immer mehr Menschen sind in deren Vereinen tätig. Das Interesse für die deutsche Sprache und Kultur steigt auch unter Jugendlichen, die nicht mehr in der Familie Deutsch gesprochen haben, sondern die Sprache erst im Verein oder in der Schule erlernten.

Kulturell, geschichtlich und politisch ist die deutsche Gemeinschaft in Slowenien besonders mit Österreich und der autonomen Provinz Südtirol verbunden.

Seit der Unabhängigkeit Sloweniens fördert Österreich die deutschsprachige Gemeinschaft aufgrund eines Kulturabkommens. Die deutschsprachige Gemeinschaft ist in der slowenischen Verfassung nicht als autochthone Minderheit anerkannt. Ihre Dachorganisation, der Verband der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien setzt sich für diese Anerkennung ein.

Die Bundesrepublik Deutschland und die Republik Slowenien haben sich in der Agenda zur Erklärung über die deutsch-slowenische Zusammenarbeit darauf verständigt, das kulturelle Erbe der deutschsprachigen Gemeinschaften in Slowenien zu pflegen. In der Agenda wurde weiter festgehalten, dass dazu künftig gemeinsame Projekte identifiziert werden können.

Welcher „Herkunft“ würden Sie sich bezeichnen?

„Slowenischer Staatsbürger deutscher Volksgruppenzugehörigkeit mit österreichischer Herkunft. Österreich ist das Herkunftsland unserer Vorfahren, die nach Krain und in die Untersteiermark vor Jahrhunderten hierhergekommen sind. Wir sind stolz auf unsere Geschichte. Ich würde mich gerne als Teil der Mehrheitsbevölkerung sehen, aber ich werde von einzelnen Menschen nicht als Teil dieser akzeptiert.“

Christian Lautischer, Obmann des Kulturvereins deutschsprachiger Jugend Laibach, geb. 1996, Aßling/Jesenice und Laibach/Ljubljana, Slowenien

Inselleben - Die Gottschee

In Slowenien besiedelten Deutschsprachige ab 1330 die Gottschee in der Untersteiermark und andere Teile von Krain (Laibach, Oberkrain usw.). Bis heute konnten sie in ihren Dörfern Sprache und Kultur erhalten. Sowohl als Siedlungsgebiet als auch als Sprachinsel steht die Gottschee für die Überlieferung deutscher Tradition in der Diaspora.

Auf Grund des starken gesellschaftlichen und politischen Drucks im ehemaligen Jugoslawien sind die Gottscheer heute weitgehend in der slowenischen Bevölkerung aufgegangen. Der Gottscheer Dialekt, eine Variante der Mundart aus dem Pustertal in Tirol, wird nur noch von wenigen, meist älteren Menschen gesprochen und ist daher vom Aussterben bedroht.

Welche deutsche(n) Mundart(en) werden bei Ihnen gesprochen?

„Die Mundart war in Marburg mehr ähnlich dem Kärntner Dialekt als dem Grazer. Aber es war eigenartig, dass man verschiedene Buchstaben anders ausgesprochen hat. Zum Beispiel, das ‚v‘ wurde mehr ähnlich wie ‚b‘, und zwar die Redensart ‚Wenn Wiener Weiber weiße Wäsche waschen‘ wurde im Dialekt so ausgesprochen: ‚Benn Biener Beiber beiße Bäsch’ boschen.“

Dušan Ludvik Kolnik, Vorsitzender des Internationalen Vereins Freiheitsbrücke, geb. 1931, Marburg a. d. Drau/Maribor, Slowenien

Netzwerken - Jugendverein Laibach

Seit 1991 hat das Bekenntnis zur deutschen Gemeinschaft in Slowenien deutlich zugenommen. Immer mehr Bürger engagieren sich in den entsprechenden Vereinen. Das Interesse für die Sprache und Kultur ist auch unter Jugendlichen gestiegen, in deren Familien nicht mehr Deutsch gesprochen wurde, so dass sie die deutsche Sprache erst im Verein oder in der Schule gelernt haben.

Als Jugendgruppe des Verbands der deutschsprachigen Kulturvereine in Slowenien gründete sich 2012 der Kulturverein deutschsprachiger Jugend mit seinem Sitz in Laibach/Ljubljana. Die Jugendgruppe setzt sich aus einzelnen studentischen Gruppen der Universitäten Marburg/Maribor und Laibach/Ljubljana zusammen. Obmann des Vereins ist seit 2015 Christian Lautischer. Die Vereinsmitglieder bemühen sich um einen Beitritt in die Jugend europäischer Volksgruppen. Seit 2017 gibt die Jugendgruppe ehrenamtlich die Laibacher Zeitung heraus, neben dem Facebook-Auftritt das wichtigste Kommunikationsmedium für die Gemeinschaft.

Organisiert – Vereinsleben

Der Rechtsanwalt Dušan Ludvik Kolnik gründete 1992 in Marburg an der Drau/Maribor, nach der Hauptstadt Laibach/Ljubljana die zweitgrößte Stadt Sloweniens, den Internationalen Verein Freiheitsbrücke. Der 1931 dort geborene Kolnik stand bis 2017 auch dem Dachverband der Kulturvereine der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien vor. Der Gesamtverband setzt sich für die offizielle staatliche Anerkennung der deutschsprachigen Gemeinschaft als autochthone Minderheit ein. Anders als die italienische und die ungarische Minderheit sowie die Roma-Minderheit ist die deutsche Gemeinschaft nicht als autochthone Minderheit anerkannt. Die deutschsprachige Gemeinschaft in Slowenien ist im Gottscheer Altsiedlerverein sowie dem Internationalen Verein Freiheitsbrücke und in Kulturvereinen wie dem Kulturverein Abstaller Feld, Kulturverein deutschsprachiger Frauen BRÜCKEN, KDJ-Kulturverein deutschsprachiger Jugend und dem Kulturverein Cilli an der Sann organisiert.