Geschichte der Deutschen im heutigen Serbien

Die Vorfahren der heute in Serbien lebenden Deutschen wurden nach der Vertreibung der Osmanen aus dem Donauraum auch auf dem nördlichen Territorium des heutigen Serbien angesiedelt. Das Habsburgerreich ließ in der Woiwodina im 18. und frühen 19. Jahrhundert neue deutsche Siedlungen errichten. Obwohl viele der Auswanderer nicht aus dem schwäbischen Raum stammen, bürgerte sich später für die deutschen Siedler der Name „Donauschwaben“ ein.

1941 lebten mehr als 500.000 Deutsche, mehrheitlich Donauschwaben, im Königreich Jugoslawien. Selbst zum Zeitpunkt der kommunistischen Machtübernahme im Jahr 1944 befanden sich noch immer rund 195.000 Deutsche in ihren Heimatgebieten. Die Verbliebenen verloren die Staatsangehörigkeit, ihr Eigentum wurde konfisziert, sie wurden in Lager interniert und zur Zwangsarbeit deportiert. Trotz Vertreibung und Repression bekannten sich 31.821 Personen nach der Schließung der Lager im Jahr 1948 als Angehörige der deutschen Minderheit. Da die Unterdrückung der deutschen Minderheit auch nach 1948 anhielt, u.a. durch ein Verbot, die deutsche Sprache zu verwenden, nahmen die Deutschkenntnisse der jüngeren Generationen drastisch ab. Zwischen 1950 und 1985 verließen insgesamt 87.571 deutsche Aussiedler Jugoslawien in Richtung Bundesrepublik Deutschland. Dieser Auswanderungsprozess führte dazu, dass sich bei der Volkszählung 1981 nur noch 3.808 Personen in der Provinz Woiwodina zur deutschen Nationalität bekannten.

In 2002 verabschiedete das Parlament in Belgrad ein Minderheitengesetz, durch das die deutsche Minderheit erstmals offiziell anerkannt wurde.

Serbien heute

Die in Serbien lebenden Angehörigen der deutschen Minderheit haben sich in 14 Vereinen organisiert. Ihr Zentrum liegt in der autonomen Provinz Woiwodina. Nach der letzten Volkszählung im Jahr 2011 gibt es in Serbien 4.064 Angehörige der deutschen Minderheit. Schätzungen zufolge liegt die Gesamtzahl jedoch deutlich höher bei etwa 10.000 Personen. In den Schulen wird Deutsch als Fremdsprache unterrichtet, die donauschwäbische Mundart beherrscht nur noch die ältere Generation.

Aufgrund der Altersstruktur der deutschen Minderheit ist die Jugendarbeit für die Zukunft von grundlegender Bedeutung. Kinder und Jugendliche engagieren sich in den Vereinen, die neue und für sie attraktive Angebote in deutscher Sprache wie etwa Workshops, Theatertage und Sommerfreizeiten anbieten. Um den interkulturellen Dialog zu fördern, richten sich die Angebote nicht nur an den Nachwuchs der deutschen Minderheit, sondern auch an die deutschsprechenden Jugendlichen der Mehrheitsbevölkerung.

Da die wirtschaftliche Situation insbesondere der älteren Generation oft sehr prekär ist, stehen auch humanitäre Hilfe und soziale Unterstützung auf der Agenda der Vereine. Der 2007 gegründete Nationalrat der deutschen Minderheit in Serbien, der seinen Sitz derzeit im deutschen Verein St. Gerhard in Sombor hat, vertritt die Interessen der deutschen Minderheit in den Bereichen Kultur, Bildung und Medien.

Fühlen Sie sich beispielsweise sowohl als Teil der Minderheit als auch zur Mehrheitsbevölkerung zugehörig?

„Ich würde mich als der Minderheit zugehörig bezeichnen, aber je nachdem, welcher ethnischen Gruppe man sich näher fühlt (der serbischen Mehrheitsbevölkerung oder z.B. der ungarischen Minderheit), kann ich mich als der einen oder der anderen Gruppe zugehörig fühlen.“

Ágnes, Mitarbeiterin im Museum der Stadt Novi Sad, geb. 1955, Neusatz/Novi Sad, Serbien

Treffpunkt - Das Sommerkulturfestival

Aufgrund der territorialen Verstreuung der deutschen Minderheit in der Vojvodina und auch wegen ihrer prekären finanziellen Situation treffen die Akteure selten zusammen. Diesem Mangel begegnet seit 2016 der deutsche Verein St. Gerhard in Sombor, der mit Unterstützung der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg und der Deutschen Botschaft in Belgrad ein Sommerkulturfest ins Leben rief.

Das Kulturfest dient der Vernetzung der deutschen Minderheit und fördert ihre Präsenz in der serbischen Öffentlichkeit. Das Sommerkulturfest ist bislang die einzige Veranstaltung seiner Art.

Haben Sie Lieblingssendungen im deutschsprachigen Fernsehen?

„In Serbien gibt es keine deutsche Sendung. Ich sehe auf RTL ‚Die Küchenschlacht‘ und ‚Wer wird Millionär?‘.“

Marija, geb. 1930, Sombor, Serbien

Gemeinsames Gedenken - Das Lager Jarek/Bački Jarak

Am 6. Mai 2017 wurde in Jarek/Bački Jarak eine Gedenkstätte eingeweiht, die an die Internierung und den Tod von tausenden Donauschwaben von 1944 bis 1946 erinnert. Das Mahnmal wurde von dem ehemaligen Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, und dem evangelischen Pfarrer Jakob Stehle eingeweiht. Beide sind donauschwäbischer Abstammung aus der Vojvodina.

Es sprachen Vertreter der Landsmannschaft der Donauschwaben in Deutschland, der deutsche Botschafter sowie der serbische Regierungschef Aleksandar Vučić. Letzterer hatte sich auf Bitte von Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich für die Errichtung der Gedenkstätte eingesetzt. Zuvor hatte die Landsmannschaft 13 Jahre beharrlich mit der Gemeinde verhandelt.

Das Lager in Jarek/Bački Jarak bestand vom Dezember 1944 bis April 1946. In diesem ersten Internierungslager für die deutsche Zivilbevölkerung im damaligen Jugoslawien starben in 16 Monaten 7.000 Menschen, zumeist Frauen, Greise und Kinder.