Geschichte der Deutschen im heutigen Dänemark

Die deutsche Minderheit in Dänemark entstand 1920 nach dem Versailler Friedensvertrag durch eine Volksabstimmung in Nord- und Mittelschleswig. Diese führte zur Verschiebung der Grenze von der Königsau 75 Kilometer nach Süden. Mit der geografischen Zugehörigkeit Nordschleswigs zu Dänemark wurden auch jene, die sich deutsch fühlten, dänische Staatsbürger. Die deutsche Volksgruppe arbeitete nach der Volksabstimmung 1920 für eine Grenzrevision. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die deutsche Minderheit auf demokratischer Grundlage neu gegründet. Im Zuge dessen gab sie eine Erklärung ab, in der sie ihre Loyalität zum dänischen Staat und zur dänischen Verfassung bekundete. Außerdem enthält die Erklärung eine Anerkennung der Grenze von 1920. Mit den Bonn-Kopenhagener Erklärungen von 1955 bekam das deutsch-dänische Grenzland eine Art Grundgesetz. Hier steht: „Das Bekenntnis zum deutschen Volkstum und zur deutschen Kultur ist frei und darf von Amts wegen nicht bestritten oder nachgeprüft werden.“ Umschrieben wird diese Bekenntnisfreiheit auch mit „Minderheit ist, wer will“ – und wer es nicht sein möchte, gehört eben nicht dazu.

Dänemark heute

Die deutsche Volksgruppe in Nordschleswig umfasst heute etwa 15.000 Mitglieder, sie wird vertreten durch den Bund Deutscher Nordschleswiger. Die deutsche Minderheit gilt als sehr gut in die dänische Gesellschaft integriert. Die Zugehörigkeit ist eine individuelle Entscheidung, die eng mit der Wahl des Kindergartens und der Schule zusammenhängt.

Die deutsche Minderheit in Nordschleswig unterhält 20 eigene Kindergärten, 15 Schulen und ein deutschsprachiges Gymnasium. Darüber hinaus werden fünf deutschsprachige Büchereien betrieben, man engagiert sich in kirchlicher und sozialer Arbeit, vielfältige sportliche und kulturelle Aktivitäten werden angeboten und eine eigene Tageszeitung, die umfangreiche und einzige deutschsprachige Tageszeitung in Skandinavien „Der Nordschleswiger“ wird vom Minderheitenverband herausgegeben.

Diese soziale Infrastruktur trägt zur Vielfalt der Angebote im deutschdänischen Grenzland bei und erhöht somit die Attraktivität der Region und stärkt damit Wirtschaft, Kultur und Tourismus.

Die umfangreichen Minderheitenrechte der Deutschen in Dänemark dienen in vieler Hinsicht als Vorbild für Minderheiten in ganz Europa.

Sprache ist nicht nur das wichtigste Werkzeug der Kommunikation, sondern gleichzeitig ein Schlüssel zum Verständnis der Kultur – sowohl der eigenen wie auch der Kultur anderer Völker. Sprache ist zudem ein Merkmal der Zugehörigkeit.

Gerade weil in den Familien der deutschen Minderheit viel Dänisch und Sønderjysk (regionaler Dialekt) gesprochen wird, sind die Schulen von besonderer Bedeutung. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass es ohne eigene Kindergärten und Schulen heute keine so gut aufgestellte Minderheit mehr geben würde, denn dort wird intensiv die deutsche Sprache, Kultur und Identität vermittelt.

Wir bauen Brücken –
Das Leitbild 2003

In der Bonn-Kopenhagener Erklärung von 1955 heißt es:

Das Bekenntnis zum deutschen Volkstum und zur deutschen Kultur ist frei und darf von Amts wegen nicht bestritten oder nachgeprüft werden. Auf Grundlage dieser Prämisse gaben sich die deutschen Nordschleswiger 2003 ein Leitbild, das ihre Identität beschreibt. Hier heißt es unter anderem:

Die deutsche Sprache ist das wichtigste Erkennungsmerkmal der deutschen Volksgruppe. Selbstbewusstsein, Toleranz und Offenheit zeichnen die deutsche Volksgruppe Dänemarks aus.

Die deutsche Minderheit pflegt ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zur dänischen Mehrheitsbevölkerung. Sie baut Brücken zwischen Deutschen und Dänen.

Die deutsche Minderheit ist loyal gegenüber Staat und Verfassung von Dänemark.

Das Deutsche Museum Nordschleswig

Im Zuge des europaweiten Museumsbooms in den 1980er Jahren entstand auch bei der deutschen Minderheit in Dänemark der Wunsch nach einem Museum, um sich der eigenen Identität zu vergewissern. Der Verein Haus für deutsche Geschichte und Kultur in Nordschleswig machte es sich zur Aufgabe, Objekte zu sammeln, zu bewahren und auszustellen. 1992 wurde das Museum
in Sonderburg/Sønderborg im Haus des Verbands Deutscher Büchereien in Nordschleswig eröffnet. Die Dauerausstellung wurde 2004/05 grundlegend neugestaltet. Sie zeigt in acht Ausstellungsräumen die wechselvolle Geschichte der deutschen Minderheit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart sowie Arbeiten deutschsprachiger Künstler.

Vorbildlich –
Internationale und europaorientierte Arbeit

Die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) mit über 90 Mitgliedsorganisationen in 33 europäischen Ländern ist die Dachorganisation der autochthonen (alteingesessenen) Minderheiten in Europa und hat ihren Sitz in Flensburg. An ihrer Spitze stand von 1994 bis 2007 als Vizepräsident und von 2007 bis 2016 als Präsident der Deutschdäne Hans Heinrich Hansen. Der 1938 im dänischen Hadersleben/Haderslev geborene Tierarzt war zugleich von 1993 bis 2006 Vorsitzender der deutschen Minderheit in Dänemark. Die umfangreichen Minderheitenrechte der Deutschen in Dänemark dienen in vieler Hinsicht als Vorbild für Minderheiten in ganz Europa.